Warum jedes Buch einen Lektor gesehen haben sollte – Teil 1

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Handwerk Lektorat

Das Lektorat ist in seiner klassischen Ausgestaltung ein Handwerk. Es müssen nicht nur der Sinn, die Orthographie und die Grammatik geprüft werden, es muss auch bis ins kleinste Detail sichergestellt werden, dass

  • die Strukturen stimmen,
  • die Einheitlichkeit gegeben ist,
  • die Formalia sitzen und einheitlich angewendet werden,
  • das Impressum / die Titelei / die Verzeichnisse etc. alle stimmen und richtig aufgebaut sind.

Roter Faden, Inhalt, Strukturierung, Gliederung und selbst der Ausdruck sind nur zu gewissen Teilen vom Lektorat beeinflussbar und werden zumeist in Zusammenarbeit mit den Herausgebern oder Verfassern erarbeitet.

Natürlich kann das Lektorat auch mehr sein. Es kommt ganz auf den Auftraggeber und den erteilten Auftrag an: So kann es auch den kompletten Service – von der Ideenfindung bis hin zur Vermarktung – umfassen. Hierein werde ich ein anderes Mal tiefer einsteigen.

Während Rechtschreibprogramme für die Orthographie und Grammatik, in Grenzen auch noch den Ausdruck eine Hilfestellung geben können, müssen die anderen Punkte klassisch abgearbeitet werden. Ein Lektor muss den Text kennen, um ihn zu vereinheitlichen und ggf. zu strukturieren. Dafür muss gelesen und verstanden werden – das braucht Zeit und verlangt Können. Ein Lektor muss sich seine Vorgehensweise erarbeiten und eine Art Checkliste abarbeiten.

Lektorat von Fachbüchern

Das Lektorat von Fachbüchern ist anders als z.B. das Lektorat von Belletristik engeren Grenzen unterworfen. Über allem steht die Fachkompetenz des Autors – die aber in bestimmten Momenten durchaus hinterfragt werden darf und auch muss. Gerade im juristischen und technischen Bereich kommt es häufig auf die genaue Wortwahl an. Der Lektor muss hier sehr vorsichtig zu Werke gehen, nicht (nur) um Eitelkeiten nicht zu verletzen, sondern vor allem um den Sinn nicht zu entstellen. Trotzdem können sich auf vielfältige Art und Weise Fehler einschleichen:

  • Zitierungs-Fehler,
  • Verwechslungen in Gesetzes- oder Mengenangaben,
  • fehler- oder lückenhafte Angaben,
  • Auslassungen,
  • strukturelle Schwächen…

Auch oder gerade Textsammlungen sollten von einem Lektorat begleitet werden und nicht nur per copy/paste bspw. von der Herstellung übernommen werden. Hier lauern diverse Fallstricke, begonnen bei Urheberrechtsverletzungen über die Zitierweise bis hin zu der richtigen Darstellung. Das Lektorat kennt sich aus und kann rechtssicher die Zusammenstellungen vornehmen bzw. dazu beraten.

Sicherungsnetz Lektorat

Grundsätzlich ist das Lektorat im Fachbuchbereich also als Sicherungsnetz zu sehen. Der Lektor ist die finale Instanz, dem Fehler und Ungereimtheiten auffallen müssen – darauf vertrauen nicht nur die Autoren, sondern auch die Verlage. Nicht jeder Anwalt, Vortragende, Coach oder Ingenieur, der auf seinem Fachgebiet hervorragend ist, ist auch ein geübter Schreiber. Im Lektorat wird so etwas frühzeitig erkannt, aufgefangen und gemeinsam mit den (Neu-)Autoren überarbeitet. Der Verlag kann sich so sicher sein, dass zum einen keine bösen Überraschungen in der Korrekturphase auftauchen und zum anderen ein einheitliches (hohes) Qualitätsniveau gehalten wird. Nichts ist für einen (Fach-)Verlag schlimmer, als inhaltliche Unstimmigkeiten oder verschiedene Qualitätsstufen in seinen Büchern.

Ausblick

Teil 2 des Beitrages wird einen Blick auf die Situation der Verlage und ihre Existenzberechtigung in einer digital vernetzten Welt werfen. Wie das mit dem Thema zusammen hängt erfahren Sie nun hier.

 

Dieser Beitrag wurde verfasst von: jgutsche

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