Warum jedes Buch einen Lektor gesehen haben sollte – Teil 2

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Rekapitulation

Teil 1 des Beitrages habe ich genutzt, um die Bedeutung des Lektorats als Handwerk und als Sicherungsnetz darzustellen. Diesmal blicke ich auf die andere Seite, zu den Verlagen und ihren Umgang mit dem Lektorat an sich bzw. ihre Existenzberechtigung in der digitalen Welt, die existenziell mit dem Lektorat verbunden ist.

Situation in vielen Verlagen

Trotz der wichtigen Rolle, die das Lektorat als Sicherungsnetz einnimmt, gibt es immer wieder und immer mehr Verlage, die ein Lektorat als überflüssig erachten oder mit maximal einer Schnelldurchsicht bzw. der Anwendung der „Suchen-/Ersetzen-Funktion“ auf bestimmte Begriffe zufrieden sind. Dies hat Kosten- und Zeitgründe. Ein Lektorat ist nicht umsonst – intern bindet es Arbeitskraft, also Zeit, extern kostet es Geld.

Außerdem wird in Zeiten von benutzerfreundlichen Textprogrammen häufig erwartet, dass Autoren ein perfektes Manuskript abliefern und sich nicht nur keine Fehler leisten, sondern auch etwaige Bearbeitungsrichtlinien zu 100 % anwenden. Abweichungen werden unter „passiert halt“ verbucht. Das funktioniert so nicht, denn ein Autor, der (neben)beruflich Zeit und somit auch Geld in ein Buchprojekt investiert, um sich fachlich zu präsentieren, erwartet von „seinem“ Verlag, dass er mehr tut als nur abnicken und durchwinken. Dieser Autor erwartet – zu Recht – Professionalität und Perfektion. Er selber bringt seine Fachkompetenz ein. Sie wird durch ein schlechtes oder nicht-existentes Lektorat geschmälert.

Existenzberechtigung von Verlagen im digitalen Zeitalter

Dass die kostensparende Denke vieler Verlage kurzsichtig ist, lässt sich leicht an den Büchern festmachen, die kein Lektorat gesehen haben. Hierzu in der Rubrik „Rezensionen“ unseres Blogs mehr.

Gerade in Zeiten von Self-Publishing und Blogs muss aber ein Verlag seine Daseinsberechtigung zeigen bzw. verdienen. Wenn jeder veröffentlichen kann – noch spielt das zwar in der akademischen Welt der Verlage keine so große Rolle wie z.B. in der Belletristik –, muss sich ein Verlag durch Perfektion und Professionalität auszeichnen. Schaut man in ein Buch eines Fachverlages, muss man erwarten können, dass keine gravierenden Fehler und Ungereimtheiten sowie vor allem keine uneinheitlichen oder veralteten Angaben auftauchen. Wenn es der Autor selbst nicht mitbekommt, bekommt es das Lektorat mit und merzt solche Fehler aus.

Grobe Schnitzer darf es in Büchern, die gut und gerne dreistellige Verkaufspreise aufrufen, nicht geben. Dann ist das Buch sein Geld und vor allem auch den Aufwand, den die Autoren und der Verlag betrieben haben, nicht wert. Will man als Verlag weiter existieren und will man, dass die Kunden weiterhin kaufen, so muss sich das in der Qualität der Bücher niederschlagen.

Wenn schon Formalia nicht stimmen oder uneinheitlich sind, wie soll dann erst der eigentliche Inhalt sein? Sprich: Wer sich so wenig Mühe mit dem Drumherum macht, der kann sich auch nur wenig Mühe mit dem Inhalt gemacht haben. Das muss ja noch nicht einmal stimmen, aber es wird der Anschein erweckt. Andersherum werden kleinere Ungenauigkeiten oder auch Ungereimtheiten eher verziehen, wenn das Drumherum einwandfrei ist. Es ist bereits eine positive Grundhaltung vorhanden.

Darum sollte jedes Buch einen Lektor gesehen haben

  • Verlage müssen in der heutigen Zeit einen hohen Grad an Perfektion bieten, um zu überleben. Autoren von Fachbüchern bringen Fachkompetenz ein, sie liefern kein perfektes Buch – das ist nicht ihr Job!
  • Das Drumherum gehört genauso zu einem Buch wie der Inhalt; wenn es nicht stimmig ist, dann ist das Buch seinen Preis nicht wert!
  • Die Herstellung von Fachbüchern oder Textsammlungen birgt viele Fallstricke – ein Lektorat sichert ab!
  • Der Lektor hat ein Auge für Fehler, Uneinheitlichkeiten und Ungereimtheiten – darauf sollte nicht verzichtet werden!

 

Was meinen Sie – stimmen Sie zu oder eher nicht? Sehen Sie andere oder zusätzliche Punkte, weswegen ein Lektorat untrennbar zum Verlegen gehören sollte? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und teilen Sie uns Ihre Ansichten mit!

 

Dieser Beitrag wurde verfasst von: jgutsche

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