Rezensionen – Diktion

Photy by picjumbo.com

Warum rezensieren?

Lese ich privat Bücher, dann vermeide ich es zu genau zu lesen. Ich „skimme“ bzw. konzentriere mich auf den Inhalt und nicht auf das Geschriebene. Zu oft sind Bücher selbst namhafter Verlage schlecht umgesetzt und mit vermeidbaren Fehlern gespickt, sodass man davon ausgehen kann, dass das Buch keinen Lektor gesehen hat.

Auch im Fachbuchbereich greift es immer mehr bzw. immer mal wieder um sich, dass ein (sorgfältiges) Lektorat als Zeit- und Geldverschwendung angesehen wird und ein paar Fehler ja wohl erlaubt seien. Dabei ist anders als bei Belletristik die Auseinandersetzung mit dem Text durch den Leser ungleich höher und ein Überfliegen kaum möglich.

Fehler können immer passieren, aber sie dürfen nur punktuell auftreten und vor allem das Bild eines Buches nicht nachhaltig stören. Das zieht die Fachkompetenz des Autors nach unten, lässt ein Buch sein Geld nicht wert sein, zeigt Unprofessionalität und schädigt in Konsequenz den Verlag.

 

Unsere Rezensions-Prinzipien

Wir haben uns vorgenommen, ausgewählte Bücher einer „Prüfung“ zu unterziehen: Wurde offensichtlich auf Schnelligkeit gesetzt anstelle von Professionalität? Wie gut strukturiert ist das Buch, funktioniert es und, wenn ja, warum? Schlussendlich: War hier eher ein Lektor oder Redakteur am Werk? Hierbei folgen wir diesen Prinzipien:

  • Wir rezensieren keine „eigenen“ Bücher – Sie können sich sicher sein, dass wir an keinem der Werke beteiligt waren; ggf. haben wir aber für den einen oder anderen Verlag schon gearbeitet.
  • Wir sagen die subjektive Wahrheit – Wir schauen uns die Bücher gemäß unserer selbst entwickelten Diktion an und kommen dann zu einem Ergebnis, das nicht verfälscht wird. Eine andere Person kann gut und gerne etwas anderes sehen, deswegen nennt es sich „subjektiv“.
  • Wir nehmen kein Blatt vor den Mund – Gefällt es uns, dann sagen wir das / gefällt es uns nicht, dann sagen wir das auch.
  • Wir sind nicht käuflich!

 

Unser Vorgehen – Diktion

Um die Vergleichbarkeit unserer Rezensionen zu gewährleisten, gehen wir grundsätzlich nach einer 4-stufigen Struktur vor. Hierbei konzentrieren wir uns nur am Rande – und auch da eher von der strukturellen Seite – auf die Inhalte, denn die kann ein fachlich versierter Leser sicherlich besser beurteilen als wir. Grundsätzlich schauen wir uns zunächst die neuralgischen Punkte an und ziehen von da ausgehend etwas weitere Kreise:

1) Eckdaten zum Buch
2) Formalia
3) Aufbau / Struktur
4) Gesamteindruck

 

1)      Eckdaten zum Buch

In der ersten Stufe stellen wir das zu rezensierende Buch vor:

  • Herausgeber bzw. Verfasser
  • Titel, Untertitel
  • Verlag
  • Erscheinungsjahr
  • Preis
  • ISBN

 

2)      Formalia

Die Formalia eines Werkes müssen sitzen und vor allem einheitlich angewandt werden. Besonders Stellen, die als erstes oder am prominentesten ins Auge fallen, müssen stimmen: Bspw. der Umschlag, das Impressum, die Titelei, die Verzeichnisse etc. müssen vorhanden sein, stimmen und richtig aufgebaut sein, denn hier schaut der Leser als erstes hin.

  • Umschlag

Stimmen die Eckdaten auf dem Cover (U1) mit der Werbung, der Titelei, dem Buchrücken überein?
Passt ein ggf. vorhandenes Cover-Bild zum Thema?
Ist der Text auf der Rückseite (U4) aussagekräftig, spiegelt er sich im Buch wider? Steht z.B. auf der Rückseite, dass viele Beispiele und Tipps vorhanden wären, sollte Entsprechendes auch im Buch auftauchen.

  • Titelei

Werden Herausgeber und Autoren benannt? Wie werden sie benannt – mit Titeln, Arbeitgeber bzw. Kanzlei? Wenn ja, ist dies einheitlich umgesetzt?
Sind Zitiervorschlag, Disclaimer, Impressum vorhanden – wenn ja, sind sie stimmig?

  • Inhaltsverzeichnis

Ist es einheitlich?
Stimmen die Gliederungsebenen, sind sie nachvollziehbar?
Sind grobe Schnitzer erkennbar?

  • Verzeichnisse – Abkürzungen, Literatur, Bearbeiter etc.

Sind sie vorhanden, wenn ja, welche?
Sind die Verzeichnisse in sich einheitlich?
Stimmen das Bearbeiterverzeichnis und die Titelei – sofern dort Namen angegeben werden – überein?
Sind grobe Schnitzer erkennbar?

  • Inhalt

Sind Randnummern vorhanden? Wenn ja, wie sind sie vergeben und sind sie einheitlich bzw. stimmig?
Passen die Umbrüche – steht z.B. eine Überschrift alleine auf einer Seite und der Text beginnt erst auf der darauffolgenden Seite, sind die Kapitelumbrüche stimmig?
Sind Bearbeiternamen vorhanden, sind sie stimmig?
Werden Abbildungen benannt, wenn ja, ist dies einheitlich?
Sind die Überschriften nachvollziehbar und einheitlich formatiert?
Sind grobe Schnitzer erkennbar?

  • Fußnoten

Sind die Fußnoten einheitlich: Zitierweise von Zeitschriften / Büchern etc., Angaben von Jahreszahlen / Gesetzen usw.?
Sind die Zitate bzw. Angaben veraltet – z.B. Zugriffsdaten auf Webseiten, die offensichtlich weit vor Veröffentlichung des Werkes liegen?
Sind grobe Schnitzer erkennbar?

  • Stichwortverzeichnis

Wie ist die Ratio Stichwortverzeichnis zu Inhalt? 5 Seiten Stichwortverzeichnis zu 1.000 Seiten Bearbeitung ist unverhältnismäßig wenig.
Ist das Verzeichnis nachvollziehbar und nutzbar? Nicht immer sind viele Stichworteinträge auch ein Ausdruck von Qualität.
Sind grobe Schnitzer erkennbar?

  • Formatierung

Ist die Formatierung von z.B. Zitaten einheitlich?
Sind Tipps, Beispiele, Muster formatiert – wenn ja, ist dies einheitlich?
Sind grobe Schnitzer erkennbar?

 

3)      Aufbau / Struktur

Ein Lektor korrigiert nicht nur, er hat auch ein Auge auf die Struktur und die Gliederung, im begrenzten Rahmen auch auf den Inhalt und den Roten Faden – der Autor soll ja auch nicht vom Thema abweichen oder zu lax formulieren. Gerade bei große Werken mit vielen Bearbeitern oder Erst-Autoren ist das wichtig.

  • Struktur

Wie ist das Werk strukturiert?
Bauen die Kapitel aufeinander auf, folgen sie einem „Spannungsbogen“ bzw. einem nachvollziehbaren Bogen?

  • Gliederung

Ergibt die Gliederung Sinn? Während bei den Formalia die Ausführung der Gliederung interessiert hat, also z.B., ob auf einem A) ein B) folgt oder die Gliederunghierarchie stimmt, steht hier im Mittelpunkt, ob die Gliederung nachvollziehbar ist.

  • Inhalt / Ausdruck

Gerade bei Werken mit mehreren Bearbeitern ist es schwierig, das Niveau hoch bzw. einheitlich zu halten. Fällt hier offensichtlich ein Autor aus der Reihe, formuliert ein Autor zu lax oder im Gegensatz zu den anderen zu hochtrabend, sind viele sog. Weisheiten oder Sprichworte verwendet worden?

  • Zielgruppe

Was wird als Zielgruppe vom Verlag definiert, deckt sich das mit dem eigenen Empfinden?
Sind die Sprache, der Inhalt und die Struktur der Zielgruppe angemessen?
Gibt es Attribute, die besonders den Anforderungen der angestrebten Zielgruppe entsprechen, fehlen solche Attribute?

 

4)      Gesamteindruck

Erfüllt das Werk die Erwartungen, die ich an ein Fachbuch aus einem Fachverlag habe?
Schaue ich in ein Buch eines Fachverlages, erwarte ich, dass keine gravierenden Fehler und Ungereimtheiten sowie vor allem keine uneinheitlichen oder veralteten Angaben auftauchen, auch die Formalia sollten einheitlich und nachvollziehbar sein. Aufbau und Struktur müssen rund sein und der Zielgruppe entsprechen:

  • Gibt das Werk ein rundes Bild ab?
  • Passt es zur Zielgruppe?
  • Sind grobe Schnitzer erkennbar?
  • Gefällt mir das Werk, würde ich es kaufen?
  • War ein Lektor bzw. Redakteur am Werk?

 

Interesse geweckt – Rezension erwünscht?

Sie möchten, dass wir Ihr Buch rezensieren? Mehr als ein Buch verlangen wir nicht, Sie können (und müssen) dafür Ehrlichkeit erwarten.
Melden Sie sich, dann klären wir die Einzelheiten!

 

Dieser Beitrag wurde verfasst von: jgutsche

Sie haben innovative Ideen, brauchen Unterstützung oder möchten unser Beratungsangebot testen? -> Lernen Sie uns näher kennen und kommen Sie mit uns in Kontakt !

Sie möchten up-to-date bleiben und bei Neuigkeiten von uns informiert werden? -> Melden Sie sich für unseren Newsletter an, Ihre Adresse ist bei uns sicher!