Fehler erkennen ohne Expertenwissen

Zur Aufgabe des Lektorats gehört auch die inhaltliche Prüfung der Manuskripte. Im Idealfall ist der Lektor also bestens mit der Materie des Textes vertraut, damit er inhaltliche Ungereimtheiten auch erkennen kann. Das ist aber speziell bei Fachbüchern kaum möglich. Manchmal geht es um hoch spezialisierte Themen, die nur einen kleinen Expertenkreis haben. Umfangreichere Werke behandeln Themen hingegen oft disziplinübergreifend. Da werden dann Kapitel beispielsweise von Juristen, Ingenieuren und Steuerprüfern geschrieben, jeweils aus dem Blickwinkel ihrer Fachgebiete.

Es braucht aber kein Universalgenie, um die Lektoratsarbeit zu erledigen. Wichtig ist eine breite Allgemeinbildung, damit einem kein Thema völlig fremd vorkommt. Oft reicht auch eine kurze (Internet-)Recherche, wenn doch einmal ein unbekannter Begriff auftaucht. Außerdem braucht es Aufmerksamkeit und logisches Denken. So kann man auch als Laie Widersprüche aufdecken. Wenn etwa der Autor davon spricht, dass drei Argumente dafür sprechen, dann aber nur zwei aufführt, stimmt etwas nicht. Skepsis ist auch immer dann angebracht, wenn es um aktuelle Ereignisse geht. Wenn beispielsweise von einem Gesetzesentwurf die Rede ist, lohnt es sich nachzuschlagen, ob er nicht mittlerweile umgesetzt wurde, denn zwischen Manuskriptabgabe und Druckfreigabe können Wochen, manchmal auch Monate liegen. Letztendlich liegt die Hauptverantwortung aber beim Autoren, schließlich steht auch sein Name unter dem Text. Der Lektor kann nur die Rolle eines kritischen Lesers übernehmen.

Dieser Beitrag wurde verfasst von:

mkaden – „Handwerker“ und Lektor im täglichen Einsatz für die Kunden der JVAB Verlagsagentur.

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